1. Ruhetag bei der Vuelta

Alles wie erwartet?

Die ersten neun Etappen der Vuelta a Espana liegen hinter uns, genauso wie drei Tage in Italien und einer in Frankreich. An der Spitze nichts Neues. Vingegaard führt vor Almeida - haben ja alle gesagt. Mads Pedersen in Grün - auch nicht ganz unerwartet. Aber Einiges hat sich doch getan in dieser ersten Woche, auch Überaschendes. Jasper Philipsen hat gleich zu Anfang bewiesen, wer der schnellste Mann im Feld ist, wenn es um flache Massensprints geht. Er holte sich den Auftakt und den Sieg bei der 8. Etappe in Saragossa. Für Mads Pedersen hat es noch nicht zum obersten Treppchen gereicht, er holte und verteidigte die Führung in der Punktewertung durch täglichen Fleiss im Finale und bei den Zwischensprints.
Der Topfavorit Jonas Vingegaard schlug schon am zweiten Tag bei der ersten Bergankunft zu und holte sich das rote Leadertrikot. Spektakulär dann das Finale am dritten Tag in Ceres. Im Bergaufsprint sah alles nach dem prognostizierten Sieg von Mads Pedersen aus, doch David Gaudu schlüpfte noch an ihm vorbei und holte noch Tagessieg und Gesamtführung. Was für eine Genugtuung nach einer sehr durchwachsenen Saison ohne Tour-Teilnahme für den Franzosen. Dann wieder eine Chance für die Sprinter und mit Ben Turner wieder ein Überraschungssieger, der Abstimmungsprobleme zwischen Philipsen und seinem Anfahrer Edward Planckaert nutzten konnte und zeigte, warum ihn sein Team am letzten Tag vor dem Start nachnominiert hatte.
Dann ging es endlich doch nach Spanien zum Mannschaftszeitfahren nach Figueres. wo erstmal Pro-Palästina-Demonstranten auf sich aufmerksam machten und das Israel-Premiertech Team aufhielten (nachträglich gab es eine Zeitgutschrift von 15 Sekunden als Wiedergutmachung). Die Emirates-Mannschaft gewann vor Visma - Lease a Bike, die Zeitabstände blieben aber überschaubar. Groupama-FDJ war allerdings etwas zu langsam und daher schlüpfte Jonas Vingegaard zum 2. Mal ins Rote Trikot. Beim sechsten Tagesabschnitt sollte nun die erste schwerere Bergankunft auf dem Programm stehen. Eine starke Ausreissergruppe schaffte es das Feld hinter sich zu lassen und Jay Vine, der schon in der ersten Tagen viel Rückstand mit Absicht in Kauf genommen hatte, Holte als Solist Tagessieg und Bergtrikot. Die eigentliche Überraschung war aber Torstein Traen auf Rang Zwei. Der Norweger holte sich damit die Gesamtführung mit immerhin gut 2:30 Minuten Vorsprung auf die Favoriten. Mitfavorit Juan Ayuso wurde abgehängt und verlor über 10 Minuten. Die in Andorra beginnende 7. Etappe brachte wieder eine Bergankunft mit einem sehr ähnlichen Profil zum Vortag. Wieder kam eine Ausreißergruppe durch, doch diesmal gab es kaum Auswirkungen auf die Gesamtwertung. Viel interessanter war die Auferstehung des Juan Ayuso der keinerlei Probleme mehr zu haben schien und nach einem großartigen Soloritt am finalen Berg den Tagessieg feiern konnte. Nach dem schon erwähnten flachen Abschnitt am 8. Tag mit dem 2. Sieg von Philipsen folgte - wie soll es anders sein - eine Bergankunft. Hier zeigte Vingegaard, was er drauf hat und legte ein tolles Solo zum Tagessieg, aber nicht zur Gesamtführung hin. Tom Pidcock zeigte sich als sehr stark und wurde vor Almeida zweiter, dahinter schon der an jedem Berg starke Felix Gall.
Und Ayuso? Der frisch Auferstandene wurde am Beginn des Anstiegs wieder abgehängt - ohne auch nur einen Meter Helferdienste für seine Teamkollegen geleistet zu haben. Ob da die Weichen schon auf Abschied stehen? Apropos Abschied - einige Favoriten haben sich schon von einem vorderen Platz in der Gesamtwertung verabschieden müssen Antonio Tiberi und der Ex-Leader David Gaudu liegen schon sehr weit zurück, aber auch Landa und Buitrago sind wohl schon chancenlos. Auch der Sturzteufel schlug glücklicherweise noch nicht allzu oft zu. Allerdings hat es da doch schon Guillaume Martin (Wirbelbruch), Sprinter Axel Zingle und George Bennett erwischt.
Alles in Allem eine sehr kurzweilige erste Woche die Lust auf mehr macht mit einem Norweger im Roten Trikot, der vor der Rundfahrt wohl nicht im Traum daran gedacht hatte am Dienstag schon den 4. Tag Leader zu sein. Platz zwei (Vingegaard) und 11 (Bernal) sind durch nicht einmal 2:20 getrennt, und wenn der Däne auch einen sehr souveränen Eindruck macht - Bis Madrid kann noch viel passieren. Felix Gall hat sich bisher als fehlerlos gezeigt, gute Etappenränge und der 5. Zwischenrang im Klassement sind der Lohn dafür. Felix Grossschartner, Patrick Gamper und Tobias Bayer sind in ihren Mannschaften als Helfer dabei und schlagen sich bisher sehr gut, Grossschartner kann ja auch auf einen Etappensieg im Mannschaftszeitverweisen stolz sein.

01.09.2025 - Ralph